von Lisa Wittig
Im Zeichen der Mobilität ist das Fahrrad nicht nur als ein Fortbewegungsmittel zu deuten, sondern als ein Mittel des erfinderischen und ehrgeizigen Aufschwungs in Bielefeld. Ausdruck fand diese Leidenschaft der Bielefelder in dem Bestreben eine eigene Radrennbahn zu errichten.
Hierbei ist an den Anfang zurückzukehren. Woher kam der Gedanke in Bielefeld Fahrräder zu bauen, wo diese doch die „Leinenweberstadt“ war?
Es war Nikolaus Dürkopp, welcher in seinen Fabriken die Fahrradhochkonjunktur in Bielefeld anstieß. Eine Absatzflaute in den 1880ern bei dem Verkauf von Nähmaschinen ließ Dürkopp – sowie etwas später seine Konkurrenz – umsatteln.
Worauf? Fahrräder!
Neben dem Entwicklergeist nahm auch die sportliche Begeisterung am Radfahren in Bielefeld zu. Ein besonders erfolgreiches Radteam radelte sich mit dem Trikot der Firma Dürkopp zum deutschen Meister Titel 1949.
Alle Radrennteams, sowohl Profis als auch Amateure, reisten im sportlichen Austausch in ganz Deutschland umher und auch internationale Gäste kamen für Wettkämpfe nach Bielefeld. Die hergestellten Fahrräder der Bielefelder Firmen reisten sogar noch weiter. Trotzdem fehlte dem so Fahrrad vernarrtem Bielefeld doch noch etwas Wichtiges:
Trotzdem fehlt dem so Fahrrad vernarrtem Bielefeld doch noch etwas Wichtiges:
Eine eigens gebaute Radrennbahn für den nationalen und internationalen Wettkampf.
Die Wahl fiel auf ein Grundstück an den Heeper Fichten. Mit einem Spatenstich begannen 1950 die Bauarbeiten. Die Anlage wurde im Juni 1953 fertiggestellt. Trotz der Schwierigkeiten war es ein beachtliches Bauwerk, seinerzeit als die „modernste deutsche Rennbahn“ bezeichnet. Der bekannte Münsteraner Architekt Clemens Schürmann entwickelte das Konzept für die Bielefelder das Bauwerk, welches aufgrund der Länge von 333,33 Metern auch für internationale Rennen genutzt werden konnte.
„Wohl keinen gab es, der in diesem Augenblick nicht spürte, daß dieser Tag für die Stadt der Fahrräder, für den Bielefelder Sport, ja für ganz Ostwestfalen etwas Besonderes bedeutete, daß er Erfüllung war ungezählter Wünsche, die durch Jahrzehnte hindurch getragen wurden.“
„Bahn frei!“ an den Heeper Fichten. Westfälische Zeitung. 15. Juni 1953. Rp.
Doch nach dem rasanten Hoch ging es ebenso schnell wieder bergab: Bereits 1966 rentierte sich die Radrennbahn nicht mehr und das allgemeine Interesse am Radrennsport verblasste. Das Auto übernahm die Straßen und das Fahrrad rückte als Fortbewegungsmittel in den Hintergrund. Seit 2012 steht die Bielefelder Radrennbahn unter Denkmalschutz. So bleibt es auch heute ein Glanzstück der Bielefelder Vergangenheit und Gegenwart.
Weitere Werbeanzeigen von Bielefelder Fahrradherstellern, Quelle: Stadtarchiv Bielefeld.
Dieses und weitere Ereignisse der Mobilität im Überblick
Quellen und weiterführende Literatur
Bielefelder Radrennbahn (Hg.), (1953) Die modernste deutsche Radrennbahn in der Großstadt im ostwestfälisch-lippischen Raume Bielefeld.
Bollschweiler, Michael (2011): Rückenwind – ein Streifzug durch die Fahrradgeschichte.
Briese, Volker (1995): Wege zur Fahrradgeschichte: Beiträge der Fahrradhistorischen Tagung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs im Historischen Museum Bielefeld 1994.
Vohwinkel, Andreas Martin (2023): 14. Juni 1953: Eröffnung der Radrennbahn Bielefeld, Historischer RückKlick Bielefeld, [online] https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2023/06/01/01062023/
Entstanden im Rahmen des Projektseminars “Stadtgeschichte digital – Bielefeld im 19. und 20. Jahrhundert”, 2023/24, Universität Bielefeld