von Angelina Holdgrewe
Entdecke die Entwicklung der Mobilität am Jahnplatz. Von einem traditionellen Verkehrsknotenpunkt zur Drehscheibe nachhaltiger Fortbewegung: Erfahre, wie sich dieser zentrale Platz in Bielefeld im Laufe der Zeit bereits mehrfach verändert hat.
1900 – 1920er
Der Anfang der Straßenbahn
Im Jahr 1900 wurde die Straßenbahn eingeführt, die unter anderem den Jahnplatz durch die Bahnhofstraße mit dem Bahnhof verband. Bereits 1902 wurde die Linie 2 eingerichtet, gefolgt von der Linie 3 im Jahr 1928.
1950er
Verkehrschaos auf dem Jahnplatz
1952 wurden rund 19.000 Fahrzeuge täglich gezählt. Ein Jahr später waren es bereits 23.000 Autos, Busse, Motorräder, Fahrräder und drei Straßenbahnlinien, welche die Fußgänger auf beengtem Platz kreuzten. Mit der Neugestaltung des Jahnplatzes beauftragte die Stadt 1954 Dr.-Ing. Max-Erich Feuchtinger, der zunächst ein Gutachten vorlegen sollte. 1955 beschloss der Stadtrat die Straßenbahn beizubehalten und zu modernisieren. Der wachsende Individualverkehr brachte die Stadt an ihre Grenzen und führte zur Idee einer “autogerechten Stadt”. Man plante Straßen zu verbreitern und die Straßenbahn auf eigene Gleise in der Mitte der Straße zu verlegen, um Verkehrsknotenpunkte wie den Jahnplatz zu entlasten. Stattdessen wurde der Berliner Platz (heute Willy-Brandt-Platz) von 1956 bis 1991 zum zentralen Straßenbahn-Umsteigeplatz.
Die Umbauphase
Für den Jahnplatz wurde ab Mai 1956 ein Fußgängertunnel geschaffen und die Linienführung verschoben, wobei die Linie 3 komplett verlegt wurde. Dabei erhielt der Platz in der Öffentlichkeit die Bezeichnung „Verkehrsspinne“. Für den Umbau mussten sogar einige Häuser abgerissen werden. Der Plan für einen Autotunnel wurde allerdings verworfen.
Bielefeld als autogerechte Stadt
Der Fußgängertunnel wurde als Ladenstraße konzipiert, wodurch er schnell positiv von den Einwohner*innen aufgenommen wurde. Diesen Charme hat er allerdings in den folgenden Jahrzehnten wieder verloren. Der fertige Jahnplatz wurde in den 1950er-Jahren in ganz Deutschland als ein fortschrittliches Verkehrsprojekt bewundert. Heute steht er jedoch als Sinnbild für fehlgeleitete Verkehrspolitik.
1990er
Die Straßenbahn geht unter die Erde
Die Idee, die Straßenbahn zumindest im Innenstadtbereich unterirdisch zu führen, entwickelte sich Mitte der 1960er Jahre, als der Autoverkehr trotz aller Gegenmaßnahmen weiter zunahm. Der 28. April 1991 markierte den Beginn der StadtBahn Bielefeld und alle drei Straßenbahnlinien fuhren wieder durch den Jahnplatz, wodurch er erneut zum Verkehrsknotenpunkt Bielefelds wurde. Im November wurde außerdem der Fußgängertunnel als „Forum Jahnplatz“ neu eröffnet.
Dieses und weitere Ereignisse der Mobilität im Überblick
Quellen und weiterführende Literatur
moBiel, Chronik des Bielefelder Nahverkehrs seit 1900, in: moBiel, https://www.mobiel.de/downloads/ [Stand: 12.07.2024].
Stadtarchiv Bielefeld
Haefeli, Ueli, Gas geben oder das Steuer herumreißen? Verkehrspolitik und Verkehrsplanung in Bielefeld nach dem Zweiten Weltkrieg, in: 85. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg (1998/99), Bielefeld 1999, S. 239-262.
Vogelsang, Reinhard, Geschichte der Stadt Bielefeld. Band 3: Von der Novemberrevolution 1918 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, Bielefeld 2005.
Entstanden im Rahmen des Projektseminars “Stadtgeschichte digital – Bielefeld im 19. und 20. Jahrhundert”, 2023/24, Universität Bielefeld