von Haowei Zhang
Immer, wenn wir an der Haltestelle Jahnplatz warten und auf die ein- und abfahrenden Stadtbahnen schauen, kann die Frage aufkommen: “Warum sieht die Linie 3 immer anders aus?” Sie ist nicht nur die kürzeste der vier Stadtbahnen, sondern deren Wagen sehen auch nicht so schick aus – wie “alt” ist die Linie 3 eigentlich?
Der Vorgänger der Linie 3 war bereits 1928 in Betrieb. Damals handelte es sich um eine Linie zwischen Oststraße und Lange Straße. Im Vergleich zu anderen Linien, die zur gleichen Zeit in Betrieb waren, war die Linie 3 eine innerstädtische Verkehrslinie. Mit anderen Worten: Die Linie 3 war ursprünglich als kürzeste Linie konzipiert. Infolgedessen ist deren Fahrgastkapazität relativ gering und sie braucht deswegen auch nicht besonders viele Wagen.
Es ist erwähnenswert, dass die Entscheidung zur Verlängerung der Linie 3 in den 1950er und 1980er Jahren diskutiert wurde. Eine der am besten dokumentierten Auseinandersetzungen ist der Streit über die Verlängerung der Linie 3 bis zur Ravensberger Straße im Jahr 1983.
Diese Auseinandersetzungen veränderten deren Streckenverlauf letztlich nicht vollständig. Die Linie 3 blieb insgesamt eine innerstädtische Verkehrslinie.
Da wir gerade von Wagen sprechen, ist es wichtig zu erwähnen, wie „alt“ die Wagen der Linie 3 sind. In den 1980er Jahren wurde die Straßenbahn nach und nach durch die effizientere Stadtbahn ersetzt.
Die Linie 3 wird seit 1982 mit Stadtbahnen des Typs M8C betrieben. Die orange-weißen Wagen mit dem Bielefelder Lokalcharakter sind heute noch zu sehen! Außerdem war der M8C der erste Zugtyp in Bielefeld, der in beide Richtungen fahren konnte. Der M8C hat auch noch wenig Verbrauchsmaterial und bietet Platz für 40-70 Personen – mehr als genug für eine innerstädtische Strecke wie die Linie 3. Alles in allem ist M8C klein, leicht und sicher, was zur Linie 3 gut passt. Heute jedoch hat dieser orange-weiße Wagen seinen Lebensabend erreicht. Statistisch gesehen rennen nur noch zwei Wagen, M8C 544 und 555, als Linie 3 zwischen der Stadtmitte und Babenhausen.
So wurde „alt“ zu den Markenzeichen der Linie 3, einem der Zeugen der Entwicklung der Stadtbahn in Bielefeld.
Dieses und weitere Ereignisse der Mobilität im Überblick
Quellen und weiterführende Literatur
Brogi, Egon, Bielefeld, Die Stadtbahn – Freie Bahn auf der ganzen Linie, Waldbröl 1991.
Büschenfeld, Jürgen u.a., Bahnen in Bielefeld, Nordhorn 1997.
Büschenfeld, Jürgen, Stadt in Bewegung. Der öffentliche Nahverkehr, in: ders. (Hg.) Netz, Werk, Stadt, Bielefeld 2000.
Kotte, Rainer, Die Bielefelder Straßenbahn im Wandel der Zeit. 90 Jahre Nahverkehr, Lübbecke 1989.
Wüst, Siegfried, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Strassenbahn in Bielefeld, Stuttgart 1986.
Entstanden im Rahmen des Projektseminars “Stadtgeschichte digital – Bielefeld im 19. und 20. Jahrhundert”, 2023/24, Universität Bielefeld